In 30 Stunden zum Fußball-Schiedsrichter. Das geht? 23 Schüler der Gießener Liebigschule haben sich in einem einwöchigen Lehrgang dieser Herausforderung gestellt. Und nach bestandener Prüfung dürfen sie nun an die Pfeife.

Was hast du für eine Antwort auf die Frage eins?«, kommt ein Schüler schreiend aus dem Raum. Andere klatschen sich ab, einer schaut ein wenig traurig drein. Prüfungstag an der Gießener Liebigschule. Aber nicht im schulischen Bereich, sondern in der theoretischen Prüfung zum Fußball-Schiedsrichter.
Zum ersten Mal führte der Hessische Fußball-Verband in Kooperation mit der Lio und der Kreisschiedsrichtervereinigung Gießen im Rahmen des Projektes »Bunter Schulfußball« einen Schiedsrichter-Neulingslehrgang durch. »Mit Erfolg«, wie Uwe Gabel (Referent für Schulfußball) stolz erzählt. 23 Teilnehmer aus acht verschiedenen Schulen aus dem Landkreis Gießen stellten sich der einwöchigen Herausforderung, Jungs wie Mädels im Alter von 13 bis 16 Jahren. »Es hat richtig Spaß gemacht, und ich freue mich nun auf meine Tätigkeit als Schiedsrichter«, berichtet der 16-jährige Jan Spiegel (siehe Interview rechts), der schon immer gerne die Regeln des Fußballs im Detail kennen wollte. Ganz unten, also bei den »Kleinen«, werden die »Frischlinge« zuerst ihren Job verrichten, sich die ersten Sporen verdienen und die ersten Strafstöße pfeifen.
Die Absolventen mussten neben der Theorie natürlich auch einen praktischen Teil absolvieren, insgesamt ging der Lehrgang über 30 Stunden. Einen Tag lang nahmen sie den Platz des MTV 1846 Gießen in Beschlag. Eine Ausdauerprüfung von 20 Sprints von 16er zu 16er mussten die Prüflinge bestehen. »Mit Gehpausen«, sagt Patrick Haustein, der Schiedsrichter-Kreislehrwart. Rund 1400 Meter mussten die Lehrgangsteilnehmer in einer Zeitvorgabe schaffen. Kein Problem für die Kids.
Interessant waren die Rollenspiele. Es wurde in Kleingruppen Fußball gespielt und dabei verschiedene Spielsituationen simuliert, sodass die Schiedsrichter entscheiden mussten, was passiert. Die Referenten bewerteten und gaben reichlich Tipps. »Körpersprache, Mimik, Gestik. Ist er eingeschüchtert? Das alles wurde bewertet«, erklärt Haustein, der selbst Hessenliga pfeift.
Damit die Zusammenarbeit Schule und Verband klappte, mussten Gabel, Haustein, Moritz Kühlmeyer (Referent für den Schulfußball des Hessischen Fußball-Verbandes) und Mitarbeiter im Vorfeld viel Vorarbeit leisten. Die Sache musste ja erst einmal an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Das funktionierte unter anderem mit Plakaten und Mundpropaganda. Letztlich wurden alle belohnt. »Ich bin froh, dass wir so eine Teilnehmeranzahl hinbekommen haben«, bilanziert Gabel und fügt an: »Die Woche war top, es lief alles sehr diszipliniert ab.« Haustein war ebenfalls vom Engagement der Kinder angetan: »Die haben alle super mitgemacht, es gab nur einen Abbrecher.«
Spannend bleibt nun die Frage, was sich in einem Jahr getan haben wird, ob die Absolventen dabeigeblieben sind. Der wollen Gabel und Haustein auf jeden Fall nachgehen.
Wahrlich eine tolle Idee, den Schiedsrichtermangel auf diese Art und Weise in Zusammenarbeit mit Schule und Verband zu beheben. Das ist aber nur mit viel Manpower zu schaffen, Gabel und Haustein können sicher ein Lied davon singen. Wolfgang Gärtner [Quelle: Giessener Allgmeine]