(rd). „Was soll ich jetzt hier reden?“, fragte der vom Ehrenpreis überraschte Gustav Loubal. und jeder, der den 82-Jährigen kennt, ahnt, dass das nur eine rhetorische Frage sein konnte. Und so legte er auch los, als Moderator Björn Seipp ihn mit jenem legendären Ausspruch konfrontierte, der Loubal seit über 30 Jahren begleitet. „Herr Overath, wie heißen Sie“, soll er damals als Spielleiter einer Freundschaftspartie zwischen dem TSV Kleinlinden und dem 1. FC Köln im Gießener Waldstadion zur deutschen Mittelfeld-Ikone gesagt haben.
Der aus dem Sudetenland stammende und über Bayern in Hessens Mitte gekommene Loubal antwortete prompt. „Ich nehme Stellung, wie es wirklich war. Der Overath hat gemeckert. Und ich sage zu ihm: Auch wenn Sie der Herr Overath sind, schmeiße ich Sie raus, wenn nicht gleich Ruhe ist.“ Und fügt an: „Dann war Ruhe.“ Gustav Loubal ist ein Mann mit Ecken und Kanten, eine Figur, die wohl jeder dem Fußball verbundene im Sportkreis Gießen kennt. Seit 60 Jahren (!) tanzen die Kicker der unterschiedlichsten Ligen nach der Pfeife des Mannes, der für den SC Teutonia Watzenborn-Steinberg auf den Sportplätzen unterwegs ist. 3600 Spiele hat er gepfiffen, was wiederum mit einem Ausrufezeichen zu versehen ist. Momentan wird er noch bei den D-Junioren angesetzt.
Das ein oder andere Verbalscharmützel mit den Schiedsrichterkollegen gab es in den letzten Jahren, denn der agile Loubal „lässt sich nicht den Mund verbieten“, wie er sagt. Gerne würde er noch weiter pfeifen, eine Altersgrenze akzeptiert er nicht. Fit ist er noch, der 82-Jährige. Täglich macht er den langen Weg die Frankfurter Straße hinunter in die Stadt, immer den Hut auf dem Kopf, immer ein paar Bonbons in der Tasche, immer auf dem Sprung, bei Bekannten einen lockeren Spruch loszuwerden.
Noch ein Charakteristikum Loubals: der Klappstuhl. Wenn er am Wochenende unterwegs ist, um mit seinem Kleinwagen die Sportplätze dieser Welt aufzusuchen, liegt der Klappstuhl im Kofferraum. Und dann sitzt Gustav Loubal, zum Beispiel in Steinbach, im Schatten eines Baumes, packt sein Brot aus, betrachtet (und kommentiert) das Spielgeschehen. Nach Abpfiff macht er sich ohne Umschweife, den Klappstuhl im Gepäck, wieder auf die Socken. In der Frankfurter Straße in Gießen wartet dann, wie an diesem Ehrungsabend, seine Frau. Und was sagt der für sein Lebenswerk als Dauerschiedsrichter ausgezeichnete: „Sie ist gut versorgt, sie hat zwei Fernseher“. Gustav Loubal weiß immer was zu reden.
Quelle: www.giessener-anzeiger.de