WM-Premiere: Fandel lobt Stark-Leistung

Wolfgang Stark musste sich ein bisschen beschimpfen lassen, im Eifer des Gefechts machte Diego Maradona ein paar Mal lautstark und gestenreich seinem Unmut Luft. Doch den guten Gesamteindruck des Schiedsrichters konnte das Rumpelstilzchen an der Seitenlinie nicht trüben. Der 40-Jährige aus dem niederbayerischen Ergolding zeigte beim Spiel zwischen Argentinien und Nigeria (1:0), seinem Debüt bei einer WM, keine Schwächen und empfahl sich für weitere Aufgaben in Südafrika.

Stark selbst konnte sich zu seiner Leistung nicht äußern. Der Weltverband FIFA hat den 29 WM-Schiedsrichtern für die Dauer des Turniers einen Maulkorb verpasst. Gemeinsam mit seinen ebenfalls überzeugenden und praktisch fast fehlerlosen Assistenten Jan-Hendrik Salver (Stuttgart) und Mike Pickel (Mendig) ging es für Stark nach dem Spiel im Ellis Park von Johannesburg zurück ins abgeschiedene WM-Quartier der Unparteiischen vor den Toren Pretorias.

Fandel: "Er hat eine sehr souveräne Leistung gezeigt"

Dafür sprach Herbert Fandel deutliche Worte. Der Leiter der neuen Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) attestierte Stark eine "fehlerlose" WM-Premiere. "Er hat eine sehr souveräne Leistung gezeigt. Mit guter Außenwirkung den Spielern gegenüber. Das ganze Team war sehr gut", sagte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Fandel am Sonntag dem SID. Auf die Frage, ob sich Stark für weitere Einsätze empfohlen habe, antwortete Fandel vielsagend und bestimmt: "Natürlich."

Die nigerianischen Spieler waren ein wenig gespalten in ihrem Urteil. "Ich kenne ihn aus der Bundesliga. Er war heute okay", sagte Nigerias Chinedu Obasi von 1899 Hoffenheim. "Er ist mir gar nicht aufgefallen", meinte Obafemi Martins vom VfL Wolfsburg – wenn ein Schiedsrichter nicht auffällt, kann er so schlecht nicht gewesen. Nur Offensivspieler Yakubu Ayegbeni war im Frust der Niederlage sauer: "Er hat zu oft gegen uns gepfiffen."

Tatsächlich war Stark immer auf Ballhöhe und gefiel durch eine gute Körpersprache. Auch optisch hinterließ er einen guten Eindruck. In den deutschen Nationalfarben gekleidet – rotes Trikot, schwarze Hose mit goldenen Streifen – unterstrich er seine Entscheidungen mit einer deutlichen, aber nie überzogenen Gestik. In der 41. Minute etwa zeigte Stark dem Argentinier Jonas Gutierrez zu Recht die Gelbe Karte, auch wenn der wutentbrannte Maradona nur wenige Meter von ihm entfernt in seiner Coaching-Zone tobte. Die zweite Gelbe Karte gegen Nigerias Lukman Haruna (77.) war ebenfalls notwendig.

Handshake: Wolfgang Stark und Argentinien-Coach Maradona (r.)  © Bongarts/GettyImages
Handshake: Wolfgang Stark und Argentinien-Coach Maradona (r.)

Keine leicht Aufgabe

Bankkaufmann Stark hatte im Ellis Park keine leichte Aufgabe zu lösen. Besonders in der ersten Halbzeit gab es einige strittige Szenen. So ließ der Unparteiische ein hartes Einsteigen von Carlos Tevez gegen den Nigerianer Lukman Haruna genauso ungeahndet wie das Ziehen und Zerren der argentinischen Spieler im Strafraum vor dem entscheidenden Kofpballtor durch Gabriel Heinze (6.).

Der deutsche Bundesliga-Referee hatte im Vorfeld seinen WM-Einsatz als "bisheriges Karriere-Highlight" bezeichnet. Der Traum von einem Einsatz im Halbfinale oder gar Finale vom erfüllt sich aber nur, wenn die DFB-Elf vorher ausscheidet. Das aber will Stark auch nicht. "Ein WM-Titel wäre viel zu wichtig für den deutschen Fußball, viel wichtiger als mein Traum vom Finale."

Quelle:www.dfb.de